Ronit Porat (*1975 im Kibbutz Kfar Giadi, Nord-Israel) lebt und arbeitet in Tel Aviv. Sie hat Fotografie und Digitale Medien am Hadassah College in Jerusalem, sowie Bildende Kunst an der Chelsea School of Art and Design in London studiert.
In ihren Fotografien beschäftigt sich die israelische Künstlerin vor allem mit Archivmaterialien aus dem Deutschland der Zwischenkriegszeit und aus Kibbuz-Archiven. Ihre Collage-artige Vorgehensweise kann in Teilen einer Dadaistischen Photomontage-Methode zugeordnet werden. Diese durch Beschnitt veränderten Bilder, sowie persönliche Fotografien verwendet Porat, um neue Erzählungen entstehen und historische Grenzen in ihren Installationen sichtbar werden zu lassen. Anhand der vorgefundenen 'fotografischen Spuren und Reste' sind Porats Arbeiten mit psychologischen, emotionalen und geschlechtsspezifischen Aspekten aufgeladen und verweisen dabei auch auf Konzepte von Herkunft, Einflussnahme und Reproduktion.
Im Speziellen untersucht sie die transparenten Grenzen von Gender und Gleichstellung in Europa bis in die späten 30er Jahre, als die Vorstellungen einer befreiten 'Neuen Frau' in der Öffentlichkeit populär und die Kamera zu einem persönlichen Forschungswerkzeug wurde, das die Identität dieser Frauen in den Fokus stellte. Auch der Zweite Weltkrieg und die Notwendigkeit, Geschichten und Dokumente zu bewahren, weiterzugeben und sich damit verantwortungsvoll auseinanderzusetzen, spielen im Werk von Ronit Porat eine wichtige Rolle.
Wenn ich ein Archiv betrete, gehe ich vor wie ein Wissenschaftler an einen Tatort: Ich suche nach Hinweisen, welche mir aufzeigen wie die Vergangenheit die Gegenwart durchdringt, erfasse dabei sozusagen visuelle Quellen, die mir helfen, den kognitiv-emotionalen Raum, in dem ich operiere, zu entschlüsseln. Ich interessiere mich für die ständigen Bewegungen und Verschiebungen zwischen dem Persönlichen und dem Kollektiven – meine persönlichen Biografie miteinbeziehend – um dabei zu untersuchen, inwieweit die Kraft der Bilder in unseren Erinnerungen mitschwingt und ein Gefühl der Zugehörigkeit schafft.
Ronit Porat
Mehr Infos zur Künstlerin auf www.ronitporat.com
Zur Graphischen Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums gehört eine umfangreiche Fotosammlung (inkl. ca. 20.000 Ansichtskarten), die etwa 20 Prozent des Bestandes umfasst. Schon zu den ersten Objekten des Museums zählten Fotografien aus den Beständen des Historischen Archivs und des städtischen Hochbauamtes. So liegt der Schwerpunkt der Fotografie auf Stadtbild und Architektur, die zumindest bis 1945 auch das Rheinland umfasst. Aber rasch folgten Porträts und „Trachtenbilder“, Bilder unbekannter Personen jeden Geschlechts und Alters, die wegen ihrer Kleidung gesammelt wurden. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Fotografie im Wesentlichen als Dokumentation gesammelt, erst mit dem Ankauf von August Sanders Mappenwerk „Köln wie es war“ folgte die künstlerische Fotografie, natürlich auch diese unter dem Aspekt Stadtgeschichte, -bild, -kultur, oder -architektur. Dies wird bis heute fortgeführt. Die eingeladene Künstlerin kann aus diesem Fundus schöpfen, sei es zu einzelnen Künstlerpersönlichkeiten, zu Aspekten der Stadtbildfotografie von 1853 bis heute, sowie zu den Porträtfotografien.
Das ca. 20.000 Abbilder der Kölner Stadt- und Kulturgeschichte umfassende Fotoarchiv der Graphischen Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums lädt die israelische Künstlerin Ronit Porat zu einer Neu-Entdeckung und -Interpretation dieser Archivalien ein. Wir freuen uns auf eine künstlerische Intervention, die unter anderem dem Konzept des Archivs als Wissensspeicher und Geschichtsschreibung auf den Grund gehen wird.
Internationale Photoszene Köln
Mehr zum Kölnischen Stadtmuseum: www.koelnisches-stadtmuseum.de